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Irgendeiner

Dieses Gedicht von Heinz Kahlau fand ich in einem Brief von 1985, den mir Claudia schrieb. Leider weiss ich nicht mehr, wer Claudia ist, woher ich sie wohl kenne und was wir zusammen angestellt haben. Auf jeden Fall aber hat mich das Gedicht sehr berührt. Auch heute noch – im Oktober 2009.

Ich bin irgendeiner –
aber manchmal
bin ich einer von den Krügen,
in die all die Tränen fließen
aus den Augen dieser Welt.
Manchmal bin ich
eines von den Feuern,
die sich von den Sehnsüchten ernähren
aus den Herzen dieser Welt.
Manchmal bin ich einer von den Mündern,
woraus die Gelächter kommen müssen
auf die Dummheit dieser Welt.

Manchmal bin ich es und spüre,
wie die Tränen in mich rinnen,
wie die Feuer in mir brennen,
wie mich die Gelächter beißen,
und ich sitze schweigend da.
Ausgetrocknet von zu vielen Tränen,
eingefroren von zu vielen Feuern,
narrentraurig von zu viel Gelächter,
lässt mich mein Gesicht allein.

Heinz Kahlau

Ich konnte allerdings nicht umhin, eine dritte Strophe dazu zu schreiben.  Heinz Kahlau möge mir diese Sehnsucht nach Ausgleich verzeihen. Das musste jetzt einfach sein. Ich bin alles davon. Manchmal.

Manchmal bin ich es und spüre
wie die Tränen aus mir fließen
wie die Feuer Dreck verbrennen
wie Gelächter mich erholt
und dann kann ich sprechen.
Gut genährt von vielen Tränen,
Gut gewärmt von vielen Feuern,
leicht geworden von all dem Gelächter,
zeig ich mein Gesicht der Welt.